Dritter Nationalpark in Bayern beschlossen
Völlig unerwartet beschloss die Bayerische Staatsregierung bei ihrer Kabinettsklausur am Tegernsee die Errichtung eines dritten Nationalparks in Bayern. Der Steigerwald soll als mögliches Nationalparkgebiet grundsätzlich ausscheiden. Zur Diskussion stehen nun der Spessart und die Rhön im Norden Bayerns.
Der VLAB begrüßt die Entscheidung des Freistaates Bayern. Es dürfen jedoch andere Gebiete nicht schon im Vorfeld von den Planungen grundsätzlich ausgeschlossen werden. Wir erwarten eine ergebnisoffene Prüfung und Diskussion. In der nördlichen Oberpfalz und im angrenzenden Oberfranken stehen ebenfalls geeignete Gebiete zur Verfügung.
Der VLAB bevorzugt aktuell die Rhön mit seinen Buchen-Mischwäldern, Naturwaldreservaten und dem bereits lange existierenden Biosphärenreservat. Die meist zusammenhängenden großen Waldflächen des staatlichen Forstbetriebes Bad Brückenau wären prädestiniert, den Kernbereich des künftigen Nationalparks Rhön zu bilden. Die Wälder bieten bereits jetzt viele Lebensräume für seltene Pflanzen- und Tierarten, wie beispielsweise Schwarzstorch, Hohltaube, Wildkatze, Luchs und Mondviole (Lunaria rediviva).
Die Erholungsfunktionen und der Naturschutz spielen seit Jahrzehnten in der Rhön eine wichtige Rolle. Das Biosphärenreservat Rhön, mit seinen europaweit wertvollen Mooren und Offenlandschaften, sollte zwingend in den künftigen Nationalpark eingebettet werden. Alle Genehmigungen von Windrädern in dem Gebiet sind daher ab sofort zu untersagen, um den möglichen Nationalpark Rhön und das für Nationalparks wichtige “Europadiplom” nicht bereits im Vorfeld der Planungen zu verhindern.
Der VLAB wird sich als staatlich anerkannte Umwelt- und Naturschutzvereinigung im Rahmen seiner Beteiligungs- und Mitwirkungsrechte an der Auswahl eines dritten Nationalparks in Bayern verantwortlich beteiligen und weiter darüber berichten.
Diverse MdLs und auch verschiedene Bürgermeister haben sich ja sofort gegen einen Nationalpark Spessart ausgesprochen.Ihnen geht es vor allen Dingen um die Holzwirtschaft. Ist seitens des VLAB angedacht, auf der Homepage die Vor-und Nachteile eines Nationalparks aufzuzeigen?
Es gibt keine überzeugenden Argumente, die gegen die Gründung eines dritten Nationalparks in Bayern sprechen.
Nachteile eines Nationalparks können wir nicht erkennen, außer, dass über das Für & Wider kräftig gestritten werden wird.
Großschutzgebiete werden ohnehin nur in staatlichen Wäldern installiert. Das Thema “Verlust von Holzerträgen” hat daher kaum eine wirtschaftliche Bedeutung. Die Bayerischen Staatsforsten können diese marginalen Verluste spielend ausgleichen.
Nationalparks – bitte nicht mit dem Begriff Naturpark verwechseln – können sich zu einzigartigen Refugien für viele seltene und gefährdete Tier-, Pflanzen- und Pilzarten entwickeln, wie aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Nationalpark Bayerischer Wald belegen. Sie sind ein einzigartiges “Freilandlaboratorium”, um das Entstehen und Vergehen von Wäldern zu studieren und um daraus wichtige Erkenntnisse für den gemanagten Wald zu gewinnen.
Die gesamte Nationalparkregion profitiert aber auch wirtschaftlich davon, zeigen die Erfahrungen aus dem Nationalpark Bayerischer Wald. Der VLAB begrüßt daher einen dritten Nationalpark und wird sich als staatlich anerkannte Umwelt- und Naturschutzvereinigung an der Standortdiskussion und Festlegung beteiligen.
Wir empfehlen auch, unsere Positionen zu dem Themenbereich “Wald, Forst und Waldnaturschutz” auf unserer Webseite nachzulesen: https://www.landschaft-artenschutz.de/wp-content/uploads/positionspapier_wald_und_forst.pdf