Hintergrundinformationen

Im Jahr 2016 genehmigte die Regierung der Oberpfalz in Absprache mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt die Wiederansiedlung des Habichtskauzes (Strix uralensis) in den Wäldern des nordostbayerischen und westböhmischen Grundgebirges. Das Kerngebiet umfasst den Naturpark Steinwald, den Hessenreuther Wald und das südliche Fichtelgebirge. Die Landschaftsräume gehören zum historischen Verbreitungsgebiet des Habichtskauzes, in denen er vor etwa 100 Jahren ausstarb. Sie sind dünn besiedelt und nur gering fragmentiert. Die großen ruhigen submontanen-montanen Wälder liegen in einer Höhenlage von ca. 550 – 1000 Meter ü. NN. Bergkuppen und Bergrücken, Felsformationen mit Blockhalden, kleine oligotrophe Waldbäche und Wiesen prägen neben dem Wald das Bild der Landschaft.

Hauptziel des Projektes ist, eine kleine lebensfähige Population zu etablieren. Diese soll sich langfristig in den Wäldern des nordostbayerischen und nordwestböhmischen Mittelgebirges ausbreiten und mit der isolierten Population des bayerisch-böhmischen Waldes im Südosten vernetzen.

Das Projekt wird mit zahlreichen Kooperationspartnern – darunter der Deutsche Falkenorden – durchgeführt. Das Projekt wird seit Beginn von der Heinz Sielmann Stiftung finanziell gefördert. Es ist für vorläufig zehn Jahre genehmigt.

In den Jahren 2017 bis 2024 erhielt wir aus in- und ausländischen Zoos und Tierparks insgesamt 106 junge Habichtskäuze zur Wiederansiedlung. Diese wurden in drei Wald-Volieren rund vier Wochen lang eingewöhnt und im Alter von etwa 100 bis 120 Tagen endgültig ausgewildert. In einem Umkreis von rund 50 Kilometern installierten wir bisher 220 Brutkästen, um die vorhandenen natürlichen Brutmöglichkeiten – Hochstümpfe und starkes Totholz – zu ergänzen und um den Bruterfolg und die Ausbreitung zu beschleunigen. Zur Verbesserung der für den Habichtskauz typischen Strukturelemente begannen wir mit den Waldbesitzern, offene Flächen im Wald, Kleingewässer sowie starkes stehendes Totholz und Hochstümpfe zu erhalten und neu zu schaffen sowie vorhandene Strukturen zu verbessern. Von dem Projekt profitieren insbesondere auch Kryptogamen, Amphibien, Fledermäuse, xylobionte Käfer und Pilze sowie die Insektenfauna der Wälder.

Das öffentliche Interesse und die Resonanz an der Wiederansiedlung sind positiv. Im Frühjahr 2024 wurden durch ein Monitoring erstmals zwei Habichtskauz-Brutpaare mit insgesamt fünf jungen Habichtskäuzen festgestellt. Es handelt sich um die ersten Freilandbruten in Deutschland seit über 100 Jahren außerhalb des Nationalparks Bayerischer Wald und seines Umfeldes. 2024 erfolgte eine GPS-GSM-Telemetrie an insgesamt neun Jungeulen vor ihrer Auswilderung.