Alles hängt mit Allem zusammen – Unser Verständnis von Biodiversität

Nahezu täglich liest oder hört man den Begriff „Biodiversität“. Politiker, Umweltaktivisten und sogar Wirtschaftsbosse gebrauchen ihn, ohne sich überhaupt der facettenreichen Bedeutung bewusst zu sein.

Was wir unter dem Begriff verstehen wird im Folgenden kurz dargestellt.

Vielfalt der Lebensräume

Deutschland ist eines der am dichtesten besiedelten Länder Europas.  Viele Lebensräume für Tiere und Pflanzen wurden bereits zerstört oder zerschnitten. Nicht nur Großschutzgebiete sind daher für das Überleben vieler Arten unerlässlich, sondern auch kleinere Habitate bspw. Tümpel, Baumhöhlen, Feldraine und Wegränder oder Totholz.

Die wachsende Veränderung unserer Landschaften durch die Eingriffe des Menschen führt zu so genannten “Verinselungseffekten” bei vielen Tier- und Pflanzenarten. Sie können sich nicht mehr natürlich ausbreiten und die für sie geeigneten Lebensräume besiedeln. Alle noch vorhandenen naturnahen und bedingt naturnahen Lebensräume sind daher vor einer weiteren Überbauung  oder sonstigen Beeinträchtigung zu bewahren und Ausbreitungskorridore neu zu gestalten.

Vielfalt der Arten und ihre ökologischen Wechselwirkungen

Viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten sind eng miteinander verflochten. Das Aussterben einer Art kann für das Überleben anderer Arten schwerwiegende Folgen haben und sich kaskadenartig auf Ökosysteme negativ auswirken. Wir setzen uns daher ohne “Wenn und Aber” für einen konsequenten Schutz einer jeden Art ein.

Vielfalt der Gene

Eine breite genetische Diversität der Tier- und Pflanzenpopulationen ist für die Anpassung an sich verändernde Umwelt- und Lebensraumbedingungen von größter Bedeutung. Vielfältige genetische Linien innerhalb einer Art steigern ihre Widerstandsfähigkeit – bspw. bei land- und forstwirtschaftlichen Störungen, Klimaveränderung oder Krankheiten. Eine Einengung des Genpools schränkt die Anpassungsfähigkeit ein und forciert das Aussterberisiko.

Hierbei spielt auch die Größe der Population eine wichtige Rolle. Wird ihre jeweils kleinste noch überlebensfähige Größe unterschritten, kommt es zu einem schleichenden, meist unaufhaltbaren Rückgang, bis hin zum endgültigen Aussterben der Art. Nach Ansicht des Evolutionsbiologen und Zoologen Josef H. Reichholf zählt in Populationen seltener Arten jedes einzelne Individuum. „Jeder Verlust wirkt in aller Regel als ein zusätzlicher Verlust, der die Wiedererholung oder die Bestandszunahme verzögert oder zum lokalen/regionalen Aussterben führt.“ Das europäische Artenschutzrecht priorisiert daher völlig zu Recht den Schutz eines jeden einzelnen Individuums innerhalb einer Population.

1 Kommentar
  1. Dietrich Schwägerl
    Dietrich Schwägerl sagte:

    Das ist – kurz gefasst – der Inhalt der Ökosystemanalyse, mit der Konsequenz, dass die Zahl der Angehörigen unserer expansiven Spezies gewaltig sinken muss, um nicht immer noch mehr der anderen Lebensformen unter das fürs Überben nötige Erhaltungsniveau zu drücken.
    Es muss sich noch viel schneller herumsprechen, was heute in “SPIEGEL Wissenschaft” steht:
    “Zerstörung in Rekordtempo … Viele Menschen wähnen sich in einer Welt, die längst nicht mehr existiert. Einer stabilen Welt, mit Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Berechenbar, planbar.
    Darunter sind leider weite Teile der politischen Elite.”
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/duerre-waldbraende-schmelzende-gletscher-willkommen-in-ihrer-neuen-realitaet-a-628fc3d3-abb0-43ab-8c8e-6df7bd248f49
    Ja, die “politische Elite” kümmert sich um hohe Güter wie Demokratie und Freiheit …
    Aber was sind die letztlich wert auf einer zerstörten Erde???

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