Rückkehr eines verschwundenen Waldbewohners: 27 junge Habichtskäuze ausgewildert

Die Wälder Nordostbayerns werden wieder ein Stück wilder: Im Rahmen seines Wiederansiedlungsprojekts hat der Verein für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität e.V. (VLAB) 27 junge Habichtskäuze in den Mittelgebirgswäldern ausgewildert. Mit der Rückkehr dieser seltenen Eulen kehrt auch ein Stück ursprünglicher Natur in die Region rund um den Steinwald, den Hessenreuther Wald und das Fichtelgebirge zurück.

Über die Hälfte der jungen Käuze stammen aus französischen Zoos und Wildparks, die übrigen aus deutschen zoologischen Einrichtungen. Vor ihrer Auswilderung verbrachten die Tiere rund vier Wochen in drei Eingewöhnungsvolieren. Ohne Kontakt zu Menschen, dafür täglich von einem Betreuer mit frischem Wasser und hochwertiger Nahrung versorgt, konnten sie sich dort auf das Leben im Wald vorbereiten. Einige Habichtskäuze erhielten wie bereits im letzten Jahr Telemetriesender, die von Dr. Dominik Fischer, Tierarzt und Forschungskurator am Grünen Zoo Wuppertal, angebracht wurden. Mithilfe dieser Sender lassen sich ihre Streifzüge nachvollziehen und wissenschaftlich auswerten.

„Jede Auswilderung ist ein wichtiger Schritt zum Schutz dieser faszinierenden Eulenart“, erklärt Michaela Domeyer, Projektleiterin beim VLAB. „Die Eingewöhnungszeit in den Volieren ist sehr wichtig, damit die Jungvögel nach der Auswilderung in ihrer neuen Umgebung zurechtkommen und gute Überlebenschancen haben.“

Das Projekt zeigt auch, was internationale Zusammenarbeit im Artenschutz alles leisten kann. „Ohne die enge und langjährige Partnerschaft mit Zoos und Wildparks in Deutschland, Frankreich und Belgien wäre diese Wiederansiedlung nicht möglich“, betont VLAB-Vorsitzender Johannes Bradtka. „Gemeinsam geben wir dem Habichtskauz in Deutschland eine Zukunft.“

Der Habichtskauz war in Deutschland seit rund 100 Jahren verschwunden. Verfolgung, Kahlschläge, Nadelholzmonokulturen und der Verlust alter morscher Bäume raubten ihm seinen Lebensraum. Seit 2017 setzt der VLAB alles daran, den lautlosen Mäusejäger wieder zurückzubringen. Insgesamt wurden bisher 133 junge Habichtskäuze ausgewildert.

Die Anstrengungen beginnen langsam Früchte zu tragen: In den vergangenen beiden Jahren wurden im Auswilderungsgebiet erstmals wieder Bruten nachgewiesen – ein starkes Signal, dass die Rückkehr gelingt. Langfristig soll eine stabile, genetisch vielfältige Population entstehen, die sich mit dem bisher einzigen Vorkommen Deutschlands, dem Nationalpark Bayerischer Wald und seinem Umfeld, vernetzt.

das Bild zeigt einen Habichtskauz auf einem Fichtenast nach seiner Auswilderung im August

Bild Moritz Häusler @moritzhaeuslerphoto: Habichtskauz nach seiner Auswilderung in Nordostbayern

 

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