Borkenkäferschäden bieten eine große Chance und können biologische Vielfalt fördern.

Die beiden Trocken- und Hitzejahre 2018 und 2019 führten zu einer starken Ausbreitung des Buchdruckers (Ips typographus) in den mitteleuropäischen Wäldern. Der kleine unscheinbare Borkenkäfer befällt vor allem Fichten und kann zum Absterben ganzer Bestände führen.

Bereits vor drei Jahrzehnten appellierten Waldökologen und Förster an die Waldbesitzer, ihre Wälder in standortgemäße Mischwälder „umzubauen“. Der Grund: Die Fichte (Picea abies) ist eine typische Baumart der europäischen Gebirge und Mittelgebirge. Die Fichte benötigt für ihr Gedeihen ein kühles Klima und überdurchschnittlich hohe Niederschläge im Frühjahr und Sommer. Sie ist in weiten Teilen der Bundesrepublik nicht ursprünglich beheimatet und wurde erst vom 18. Jahrhundert an bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein künstlich in unseren Wäldern angepflanzt oder ausgesät.

Die massenhafte Ausbreitung des Borkenkäfers sei letztlich vom Menschen gemacht, erklärt Jörg Müller, stellvertretender Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald und Professor an der Uni Würzburg. Die aktuellen Borkenkäferschäden in den Wäldern sind zwar für viele Waldeigentümer ein wirtschaftliches Desaster, bieten jedoch auch eine einzigartige Chance, instabile Monokulturen in stabile Mischwälder mit einem hohen Laubholzanteil umzuwandeln und gleichzeitig die biologische Vielfalt zu fördern.

Neben dem Stehenlassen einzelner starker, abgestorbener oder gebrochener Bäume, fördern insbesondere Lücken und Blößen in dichten eng stehenden Wäldern die biologische Vielfalt. „Damit erscheinen die aktuell häufig beklagten Waldschäden im Zuge des globalen Klimawandels mit absterbenden Baumgruppen in dichten Wäldern in einem neuen Licht“, sagt Jörg Müller in einer Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

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